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Greenwashing?

In der Kunststoffindustrie ist Greenwashing ein bekanntes Phänomen. Viele Unternehmen behaupten, umweltfreundliche Produkte herzustellen, indem sie beispielsweise recyceltes Material verwenden oder ihre Produkte als biologisch abbaubar bewerben. Diese Behauptungen sind jedoch oft irreführend und tragen wenig zur tatsächlichen Umweltverträglichkeit bei. So hat ein großes Recyclingunternehmen auf einer internationalen Messe die eingesetzten Materialien als besonders nachhaltig angepriesen, obwohl die eingesetzte Technologie das recyclieren der verwendeten Materialien nicht wieder zulässt. Einem Unternehmen, das sich als Vorreiter in Sachen Kreislaufwirtschaft darstellt, sollte das nicht passieren! Damit Unternehmen verlässlich und zweifelsfrei nachhaltig Wirtschaften ist daher eine Dokumentation und entsprechende Zielsetzung notwendig. Darüber hinaus sind die Unternehmen ab 2025 zwingend verpflichtet, im Jahresreporting Ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zu integrieren und Ihre Leistung in Bezug auf folgende Punkte nachzuweisen:

  1. Eine Beschreibung des Nachhaltigkeitsrisikomanagementansatzes und der Governance-Struktur des Unternehmens im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit
  2. Informationen zur Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie und die Geschäftstätigkeit
  3. Informationen über die wichtigsten nachhaltigkeitsbezogenen Risiken, die das Unternehmen erheblich beeinflussen
  4. Informationen darüber, wie Nachhaltigkeitsaspekte bei Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden
  5. Eine Darstellung der Auswirkungen der Geschäftstätigkeit des Unternehmens auf Umwelt, Soziales und Governance
  6. Informationen zur Vergütungspolitik und deren Ausrichtung auf Nachhaltigkeitsziele
  7. Informationen zur Beteiligung des Unternehmens an Nachhaltigkeitsinitiativen und Verbänden
  8. Informationen zu den wichtigsten Nachhaltigkeitsindikatoren, die das Unternehmen verfolgt
  9. Eine Aussage zur Einhaltung internationaler Nachhaltigkeitsstandards und -praktiken.

Diese und weitere ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) sind ein wichtiger Aspekt, der in der Kunststoffindustrie zunehmend Beachtung findet. ESG bezieht sich auf die Messung, d.h. Quantifizierung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen anhand von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien. Unternehmen, die in diesen Bereichen gut abschneiden, werden als nachhaltiger angesehen und zeigen bereits heute eine 2,6 fach höhere Aktienrendite als Vergleichsunternehmen.

Die Kunststoffindustrie hat einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt und das Klima, insbesondere durch die Herstellung von Einwegplastikprodukten, die Verschmutzung der Meere und die Freisetzung von Treibhausgasen. Unternehmen, die sich für eine umweltverträgliche Produktion und den Einsatz von recyceltem Material einsetzen, werden von Investoren und Verbrauchern zunehmend bevorzugt. Eine Analyse des Global Carbon Project aus dem Jahr 2019 ergab, dass der Kohlenstoff-Fußabdruck von Kunststoffen im Jahr 2015 bei etwa 1,8 Gigatonnen CO2-Äquivalenten lag, was etwa 3,8% der globalen Treibhausgasemissionen entspricht. Tendenz steigend! Und das Problem ist die Sichtbarkeit des Materials. Aufgrund seiner hohen Festigkeit bei geringem Gewicht werden die Materialien überall eingesetzt. Aufgrund des niedrigen Preisniveaus werden die Kunststoffe nach Gebrauch dann häufig weggeworfen, was die Sichtbarkeit erhöht und zum negativen Image von Kunststoff beigetragen hat.

Daher ist es wichtig, dass Unternehmen der Kunststoffverarbeitenden Industrie ihre Umweltverträglichkeit nicht nur als Marketinginstrument nutzen, sondern auch tatsächlich Maßnahmen ergreifen, um ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. Verbraucher und Investoren sollten daher kritisch hinterfragen, ob die Umweltverträglichkeitsaussagen von Unternehmen tatsächlich durch Fakten gestützt werden und ob ihre Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit ausreichend sind.

Insgesamt ist die Kunststoffindustrie gefordert, ihre Umweltleistung nachhaltig zu verbessern und auf die ESG-Kriterien zu achten, um sowohl die Umwelt als auch die Bedürfnisse der Verbraucher und Investoren zu berücksichtigen. Greenwashing darf dabei nicht toleriert werden!